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Home Allgemein

Innovationen & Tipps fĂŒr klimafreundliches Heizen in dicht besiedelten Gebieten

by Mike
8. Mai 2025
in Allgemein
Heizkörperthermostat

© Robert Kneschke / stock.adobe.com

In urbanen RĂ€umen treffen hohe Bevölkerungsdichte und begrenzte FlĂ€chen auf einen steigenden Bedarf an nachhaltiger WĂ€rmeversorgung. Klimafreundliches Heizen wird damit zur SchlĂŒsselaufgabe fĂŒr StĂ€dte, Wohnungswirtschaft und EigentĂŒmer. 

Der folgende Artikel zeigt praxisnahe Lösungen, innovative Technologien und konkrete Fördermöglichkeiten, um auch in dicht besiedelten Gebieten eine effiziente und zukunftssichere WÀrmeversorgung umzusetzen.

Die Herausforderungen des urbanen Heizens

In StĂ€dten treffen viele Faktoren aufeinander, die klimafreundliches Heizen erschweren. Der Energiebedarf ist hoch, denn rund 70 % der Bevölkerung lebt in urbanen Gebieten. Gleichzeitig ist der verfĂŒgbare Raum fĂŒr neue Heiztechnik begrenzt – Technikzentralen, AußengerĂ€te oder Speicher finden oft nur schwer Platz. Dazu kommt, dass viele GebĂ€ude in dicht besiedelten Stadtteilen aus den 1950er bis 1980er Jahren stammen und energetisch nicht auf dem aktuellen Stand sind. Die EigentĂŒmerstruktur – etwa bei WohnungseigentĂŒmergemeinschaften – macht Modernisierungen zusĂ€tzlich komplex.

Gleichzeitig steigen die gesetzlichen Anforderungen. Das GebÀudeenergiegesetz (GEG) verpflichtet Bauherren und Sanierer dazu, einen bestimmten Anteil erneuerbarer Energien zu nutzen. Wer jetzt saniert oder neu baut, kommt an zukunftsfÀhigen Heizlösungen nicht vorbei. Umso wichtiger ist es, technische Innovationen in einem wirtschaftlich tragbaren Rahmen in den stÀdtischen Bestand zu integrieren.

WĂ€rmepumpen im mehrgeschossigen Wohnbau

WĂ€rmepumpen gelten als SchlĂŒsseltechnologie fĂŒr klimafreundliches Heizen. WĂ€hrend sie in Neubauten lĂ€ngst etabliert sind, zeigen sie auch im mehrgeschossigen Wohnbau zunehmend ihr Potenzial. Moderne Systeme bieten heute ausreichend Leistung, sind leise im Betrieb und nutzen umweltfreundliche KĂ€ltemittel wie Propan (R290). Spezielle AusfĂŒhrungen ermöglichen den Einsatz selbst in beengten Innenhöfen oder auf FlachdĂ€chern.

Ein konkretes Beispiel: In Berlin-Prenzlauer Berg wurde ein Mehrfamilienhaus mit 24 Wohneinheiten vollstĂ€ndig auf WĂ€rmepumpe umgestellt. Zwei Luft-Wasser-GerĂ€te mit je 60 kW Leistung ĂŒbernehmen die WĂ€rmeerzeugung. Die Jahresarbeitszahl liegt bei 3,2 – ein solider Wert, der eine hohe Effizienz bestĂ€tigt. Im Ergebnis sanken die Heizkosten um rund 39 %, die CO₂-Emissionen gingen um ĂŒber 58 Tonnen pro Jahr zurĂŒck.

Solche Projekte erfordern allerdings eine saubere Planung. Wichtig sind eine exakte Heizlastberechnung nach DIN EN 12831 und ein hydraulischer Abgleich des gesamten Systems. Auch die Auswahl und Positionierung der Außeneinheiten muss gut durchdacht sein, vor allem mit Blick auf Schallemissionen und AufstellflĂ€chen. HĂ€ufig werden Pufferspeicher eingeplant, um Lastspitzen abzufangen und die Regelung zu optimieren. Ein Praxisbericht zur WĂ€rmepumpe fĂŒr ein Mehrfamilienhaus gibt Einblicke in konkrete LösungsansĂ€tze und zeigt, wie solche Anlagen wirtschaftlich betrieben werden können.

Platzsparende Systemlösungen fĂŒr den urbanen Raum

Die grĂ¶ĂŸte HĂŒrde in StĂ€dten ist oft der Platz. Deshalb setzen sich modulare Heizkonzepte durch, die speziell fĂŒr beengte TechnikrĂ€ume oder Außenbereiche entwickelt wurden. 

Siehe auch  Die Energiebilanz wird bei Immobilien immer wichtiger

Dazu gehören unter anderem:

Technikkonzepte mit geringem Platzbedarf

  • Kompaktzentralen mit integriertem Speicher, WĂ€rmepumpe, Regelung und Hydraulik
  • Dachmontage von AußengerĂ€ten zur Nutzung ungenutzter FlĂ€chen
  • Containerisierte Lösungen, die vor dem GebĂ€ude platziert werden können

Kombinierte Systeme zur Spitzenlastabdeckung

  • Hybridanlagen mit Gas-Brennwert und WĂ€rmepumpe fĂŒr BestandsgebĂ€ude
  • Solarthermie auf DĂ€chern zur Warmwasserbereitung und HeizungsunterstĂŒtzung

Diese Anlagen sind speziell darauf ausgelegt, mehrere Funktionen – etwa WĂ€rmeerzeugung, Speicherung und Regelung – in einem kompakten GehĂ€use zu vereinen. So können sie selbst in kleinen KellerrĂ€umen installiert werden. Auch DachflĂ€chen werden immer hĂ€ufiger fĂŒr die Montage von Außeneinheiten genutzt. Moderne GerĂ€te arbeiten mittlerweile so vibrations- und gerĂ€uscharm, dass sie auch in sensiblen Wohngebieten problemlos einsetzbar sind.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, containerisierte Technikzentralen außerhalb des GebĂ€udes aufzustellen – etwa im Hinterhof oder auf einem Stellplatz. Diese Lösung bietet sich besonders bei Sanierungen an, bei denen im GebĂ€ude selbst kein Platz fĂŒr grĂ¶ĂŸere Anlagen vorhanden ist. Die Installation erfolgt schnell und mit wenig baulichem Aufwand.

FĂŒr BestandsgebĂ€ude, die bisher nicht vollstĂ€ndig auf erneuerbare Energien umgestellt werden können, bieten sich Hybridlösungen an. Diese kombinieren etwa eine WĂ€rmepumpe mit einer Gas-Brennwerttherme, die nur bei sehr niedrigen Außentemperaturen einspringt. So lĂ€sst sich der PrimĂ€renergiebedarf deutlich reduzieren, ohne die Versorgungssicherheit zu gefĂ€hrden.

Auch Solarthermie kann eine sinnvolle ErgĂ€nzung sein. Vor allem zur Warmwasserbereitung in den Sommermonaten oder zur HeizungsunterstĂŒtzung in der Übergangszeit lĂ€sst sich damit ein erheblicher Anteil an Energie einsparen. Entscheidend ist, dass alle Systeme sorgfĂ€ltig aufeinander abgestimmt sind – nur dann können sie ihr volles Potenzial entfalten.

Energetische Sanierung als Fundament

Eine moderne Heizungsanlage entfaltet ihr Potenzial nur bei einem energetisch optimierten GebĂ€ude. Eine schlechte DĂ€mmung oder undichte Fenster verursachen unnötige Energieverluste – selbst bei der effizientesten WĂ€rmepumpe.

Sanierungsmaßnahmen mit hohem Effekt

  • Dach- und FassadendĂ€mmung (bis zu 20 % Energieeinsparung)
  • Dreifachverglaste Fenster mit thermisch getrennten Rahmen
  • Kontrollierte WohnraumlĂŒftung mit WĂ€rmerĂŒckgewinnung

Bereits einfache Maßnahmen wie eine DĂ€mmung des Dachs oder der AußenwĂ€nde können den Energiebedarf um bis zu 20 % senken. Noch effektiver wird die Sanierung, wenn auch die Fenster durch moderne, dreifachverglaste Modelle mit thermisch getrennten Rahmen ersetzt werden. ZusĂ€tzlich sorgt eine kontrollierte WohnraumlĂŒftung mit WĂ€rmerĂŒckgewinnung nicht nur fĂŒr frische Luft, sondern reduziert auch den LĂŒftungswĂ€rmeverlust erheblich.

Siehe auch  WĂ€rmepumpe - die wichtigsten Fakten im Überblick

Damit alle Maßnahmen sinnvoll ineinandergreifen, empfiehlt sich die Erstellung eines individuellen Sanierungsfahrplans (iSFP). Dieser wird von einem zugelassenen Energieberater erstellt, berĂŒcksichtigt den Zustand des GebĂ€udes und zeigt auf, wie die Sanierung schrittweise und förderfĂ€hig erfolgen kann. In Kombination mit einer modernen Heizlösung können so Einsparungen von ĂŒber 50 % realisiert werden – sowohl beim Energieverbrauch als auch bei den CO₂-Emissionen.

Sektorenkopplung & NahwÀrmenetze als Zukunftsmodell

Die Verbindung von Strom, WĂ€rme und MobilitĂ€t – also die Sektorenkopplung – gilt als SchlĂŒsselfaktor fĂŒr klimaneutrale StĂ€dte. Besonders im Quartiersmaßstab ergeben sich hier interessante Möglichkeiten:

Quartierslösungen mit Mehrwert

  • NahwĂ€rmenetze mit zentraler WĂ€rmeerzeugung, z. B. ĂŒber GroßwĂ€rmepumpen
  • AbwĂ€rmenutzung aus Gewerbe, Rechenzentren oder Industrieanlagen
  • Pufferspeicher fĂŒr tageszeitunabhĂ€ngige Versorgung

Ein bewĂ€hrtes Modell ist der Aufbau von NahwĂ€rmenetzen. Statt jedes GebĂ€ude mit einer eigenen Heizungsanlage auszustatten, wird die WĂ€rme zentral erzeugt – beispielsweise durch eine GroßwĂ€rmepumpe – und ĂŒber ein isoliertes Leitungsnetz verteilt. Die zentrale WĂ€rmeerzeugung erlaubt eine bessere Auslastung und gĂŒnstigere Betriebsbedingungen. Gleichzeitig können Pufferspeicher eingebunden werden, um die WĂ€rmeerzeugung vom tatsĂ€chlichen Verbrauch zeitlich zu entkoppeln.

Ein großer Vorteil solcher Systeme ist die Möglichkeit, industrielle AbwĂ€rme oder die AbwĂ€rme von Rechenzentren als WĂ€rmequelle zu nutzen. Diese Energie steht lokal zur VerfĂŒgung und wĂŒrde sonst ungenutzt entweichen. In Neubauquartieren wie „Oberbillwerder“ in Hamburg oder dem MĂŒnchner „Domagkpark“ wird diese Idee bereits umgesetzt. Aber auch im Bestand lassen sich alte Heizkeller durch zentrale NahwĂ€rmelösungen ersetzen und mehrere GebĂ€ude effizient versorgen – mit klaren Vorteilen fĂŒr Klimabilanz, Betriebskosten und Wartungsaufwand.

Wirtschaftlichkeit und Förderprogramme

Der Umstieg auf ein klimafreundliches Heizsystem ist mit Investitionen verbunden, die sich jedoch auf lange Sicht bezahlt machen. Neben den deutlich niedrigeren Betriebskosten profitieren EigentĂŒmer von umfangreichen Förderprogrammen auf Bundes- und Landesebene.

Beispielhafte Förderkonditionen (Stand 2025):

  • WĂ€rmepumpe (BEG EM, Einzelmaßnahme): bis zu 70 % Förderung bei Austausch einer fossilen Heizung (max. 21.000 €)
  • GebĂ€udehĂŒlle (DĂ€mmung, Fenster): bis zu 20 % Zuschuss
  • ZinsvergĂŒnstigte KfW-Kredite mit Tilgungszuschuss

Besonders relevant ist dabei die Bundesförderung fĂŒr effiziente GebĂ€ude (BEG), die ĂŒber das BAFA und die KfW abgewickelt wird.FĂŒr den Austausch einer alten fossilen Heizung gegen eine WĂ€rmepumpe sind aktuell Förderquoten von bis zu 70 % möglich – maximal 21.000 € pro Wohneinheit. 

Auch Maßnahmen an der GebĂ€udehĂŒlle, etwa DĂ€mmung oder neue Fenster, werden mit bis zu 20 % bezuschusst. ErgĂ€nzend stehen zinsvergĂŒnstigte Kredite mit Tilgungszuschuss zur VerfĂŒgung, die grĂ¶ĂŸere Projekte erleichtern.

Siehe auch  Die Energiebilanz wird bei Immobilien immer wichtiger

Ein Praxisbeispiel: FĂŒr ein Mehrfamilienhaus mit 10 Wohneinheiten und einer Investitionssumme von 150.000 € kann bei maximaler Förderung eine UnterstĂŒtzung von rund 60.000 € erzielt werden. Die Amortisationszeit der Maßnahme verkĂŒrzt sich damit auf unter zehn Jahre.

Praxis-Tipps fĂŒr EigentĂŒmer und Planer

Der Weg zu einer klimafreundlichen Heizung beginnt mit einer fundierten Planung. Hier ein Schritt-fĂŒr-Schritt-Leitfaden zur Heizungsmodernisierung:

  1. Sanierungsfahrplan erstellen (iSFP) – mit Energieberater
  2. Heizlast berechnen – nach DIN EN 12831
  3. System auswĂ€hlen & kombinieren – z. B. WĂ€rmepumpe + Solar
    Förderung beantragen – vor Auftragserteilung ĂŒber BAFA oder KfW
  4. Umsetzung & Monitoring – inkl. regelmĂ€ĂŸiger Wartung & Verbrauchs-Controlling

EigentĂŒmer und Planer sollten gemeinsam mit einem Energieberater einen strukturierten Fahrplan entwickeln – idealerweise in Form eines individuellen Sanierungsfahrplans (iSFP), der auch förderfĂ€hig ist.

Auf Basis einer Heizlastberechnung nach DIN EN 12831 kann dann das passende System dimensioniert werden. Ob reine WĂ€rmepumpe oder Hybridlösung mit Solarthermie – die Auswahl hĂ€ngt vom GebĂ€udezustand, der verfĂŒgbaren FlĂ€che und den Nutzeranforderungen ab. Wichtig ist, dass das Gesamtkonzept schlĂŒssig ist und die Einzelkomponenten gut aufeinander abgestimmt sind.

Bevor eine Fachfirma beauftragt wird, sollte unbedingt der Förderantrag gestellt werden – ĂŒber das Online-Portal des BAFA oder der KfW. Nach Einbau empfiehlt sich der Einsatz eines Monitoring-Systems, etwa durch ein Smart Metering mit Fernzugriff. So lassen sich Verbrauch, Laufzeiten und Störungen frĂŒhzeitig erkennen und gezielt optimieren.

Gerade bei EigentĂŒmergemeinschaften ist es wichtig, klare ZustĂ€ndigkeiten zu definieren. Wer kĂŒmmert sich um Wartung, wer beauftragt die Abrechnung, wer prĂŒft die Förderbedingungen? Ein transparenter Ablauf und eine gute Kommunikation sparen Zeit, Kosten und Nerven – und sorgen dafĂŒr, dass die neue Heizlösung langfristig zuverlĂ€ssig funktioniert.

Fazit: Klimafreundlich heizen im urbanen Kontext – eine Investition in die Zukunft

Wenn Heizsysteme in StĂ€dten nicht isoliert betrachtet werden, sondern im Zusammenspiel mit der GebĂ€udehĂŒlle, der Nutzung und vorhandenen Versorgungsstrukturen geplant werden, ergeben sich große Potenziale zur Energieeinsparung und Emissionsminderung. Effiziente Technologien wie WĂ€rmepumpen, NahwĂ€rmenetze oder hybride Heizkonzepte sind technisch ausgereift und vielfach erprobt. Die eigentliche Herausforderung besteht weniger in der Technik selbst, sondern in ihrer durchdachten Umsetzung im jeweiligen GebĂ€udekontext.

Eine frĂŒhzeitige Planung, die Fördermöglichkeiten berĂŒcksichtigt und bauliche Gegebenheiten einbezieht, schafft die Grundlage fĂŒr langfristig stabile Betriebskosten und eine gesteigerte ImmobilienqualitĂ€t. FĂŒr StĂ€dte bedeutet das eine Investition in Versorgungssicherheit und Klimaschutz – und fĂŒr EigentĂŒmer eine konkrete Chance, den eigenen GebĂ€udebestand zukunftsfĂ€hig aufzustellen.

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